Nov 28, 2023 | Blog, Persönliches | 0 Kommentare

Nika auf der Suche nach einem Engel

Erstellt von Marianna Leins

Bist du ein Engel? ? Schenkst du mir ein Zuhause?

Lange war ich unterwegs. Sehr lange. Ich weiß nicht, ob es Wochen, Monate oder sogar schon Jahre waren. Ich weiß nicht einmal, was das bedeutet. Ich weiß nur, dass ich schon sehr lange Hunger hatte. Im Sommer war es sehr trocken. Dann hatte ich großen Durst. Ich lief durch Berge, Straßen und Dörfer. Immer auf der Suche nach etwas Essbarem. Wie oft wurde ich verjagt! Niemand wollte mich. Manchmal wurde ich fast überfahren, als ich auf den Straßen lief. Kaum jemand bremste für mich. Manche wollten mich sogar absichtlich töten. Also lief ich immer weiter.

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Wenn der starke Nordwind kam, konnte ich mich kaum auf den Beinen halten, denn ich bin ziemlich dünn. Leider fand ich selten etwas zum Essen. Manchmal lief ich vor größeren Hunden weg, weil ich mein Essen nicht verteidigen konnte. Aber am meisten Angst hatte ich vor den Menschen, die mich anschrien und anhupten. Ich weiß nicht warum. Ich tue doch niemandem etwas an. Warum sollte ich auch?

 

Mein Fell war komplett verfilzt und viele Flöhe hatten sich eingenistet. Als wollten sie mir noch die letzten Reserven aussaugen.

 

Seit einigen Wochen sind auch schon die Hotels geschlossen. Dort waren manchmal nette Menschen, die mir etwas zuwarfen. Aber jetzt finde ich kaum noch etwas. Die Mülltonnen wurden von den Katzenkolonien besetzt, denn sie haben auch Hunger. So lief ich auch von dort weg.

 

In meiner letzten Verzweiflung lief ich hoch auf den Berg, wo niemand wohnte, mitten auf der Straße. Es war mir egal, ob jemand mich überfahren würde. Dann würde ich nicht mehr leiden müssen.

 

Plötzlich kam ein Auto, das nicht nur bremste, sondern anhielt. Ich wusste nicht warum. Ich hatte kein Vertrauen. Aber auf einmal stieg jemand aus und sprach. Ich wusste nicht zu wem, denn zu mir sprach nie jemand. Ich blieb stehen und schaute hin, was sie tat. Sie holte etwas aus dem Auto, was sogar aus der Ferne gut roch und hat es auf einen Teller getan. Wie in den Restaurants. Dort habe ich manchmal so etwas belauscht, bis ich vertrieben wurde, weil Hunde nichts in Restaurants zu suchen haben.

 

Auf einmal hockte sich diese Person hin und sprach sehr sanft und liebevoll in meine Richtung. Ich war mir sicher, dass sie nicht mich meinte, denn ich sah sehr verwahrlost aus. Aber sie sprach weiter und es war so schön zu glauben, dass sie mich meinen könnte. Ich trat einen Schritt in ihre Richtung, dann blieb ich stehen. Aber dann rief sie aufmunternd in meine Richtung. Was wollte sie? Meinte sie wirklich mich? Mich, den verfilzten Streuner? Den niemand will?

 

Noch einen Schritt. Ich bin sowieso schneller als sie. Dann blieb ich mitten auf der Straße stehen und wartete. Plötzlich kam wieder ein Auto. Schnell. Aber die Person sprang raus und winkte das Auto ab. Auf einmal wurde ich wieder angeschaut. Die schöne Stimme bedankte sich beim Autofahrer und hockte sich wieder hin.

 

Das kann doch kein Zufall sein! Ich ging ganz langsam in ihre Richtung. Ich glaube, das war ein Engel. Es roch auch so gut in ihrer Nähe. Ich streckte meine Nase aus und genoss diesen himmlischen Geruch. Und machte noch ein paar Schritte. Dann war ich weg von der Straße und dachte mir, lieber sterbe ich in der Nähe dieses Geruchs, falls es doch kein Engel wäre. Und dann war meine Nase so nah am Teller, dass ich nichts anderes tun konnte, als zu essen. Und essen. Und essen. Währenddessen sprach der Engel weiter. Ich glaube, tatsächlich zu mir. Ich habe keine Ahnung, was er sagte, aber es war einfach schön. Dann trank ich Wasser. Viel Wasser. Und der Engel berührte mich. Das war mir dann schon egal. Es tat sogar irgendwie gut. Und er berührte mich immer wieder und sprach weiterhin zu mir. Einzig alleine zu mir. Ich fing an zu wedeln. Denn ich war im Himmel. Und dort wedelt man. Glaube ich mindestens.

 

Doch plötzlich war alles vorbei. Der Engel war doch kein Engel. Er fing mich mit irgendeinem, nach einem anderen Hund riechenden Zeug ein. Ich wurde ins Auto gepackt. Genau in ein Auto, vor dem ich so sehr Angst hatte. Ich wurde in einen Kofferraum gesperrt und wir fuhren los. Ich zitterte am ganzen Körper und wollte nur, dass alles schnell vorbei ist.

 

Aber dann sprach sie wieder. Und da roch auch der andere Hund. Aber wo war er? Ich habe ihn nirgends gesehen. Ich weiß nur, dass es auch ein Weibchen war. So wie ich. Aber schon älter als ich. Wir riechen das nämlich. Und der andere Hund war ganz ruhig. Obwohl er auch im Auto war. Irgendwie schien sie keine Angst zu haben. Das war mir aber egal. Denn ich wusste, dass Autos gefährlich sind. Die Stimme sprach die ganze Zeit beruhigend zu mir. Irgendwie tat das gut in meiner Angst. Wir fuhren ewig lang. Ich war einfach nur fix und fertig.

 

Plötzlich hielten wir an und ich wurde aus dem Auto geholt. Angst. Große Angst. Was machen die jetzt mit mir? Ist das das Ende? Aber immerhin mit vollem Bauch. Auf einmal kamen andere Stimmen. Und andere Hände. Alle streichelten mich sanft. Gibt es so etwas? Sie sprachen auch zu mir. Die eine fing an den Filz aus meinem Fell zu schneiden und die andere hörte mich ab. Ich weiß nicht warum. Dann wurden meine Augen und meine Ohren untersucht. Obwohl ich so sehr Angst hatte, tat es meinen Ohren gut, denn da hatte ich schon lange Schmerzen. Sie haben meine Ohren gereinigt und irgendetwas hineinmassiert. Was für eine Wohltat!

 

Dann hatte ich plötzlich einen stechenden Schmerz im Bein. Das war schrecklich. Eine Hand wollte mir etwas über den Mund ziehen, aber die Engelsstimme sagte, das sei nicht nötig. Ihre Hände hielten mich die ganze Zeit fest. Sie sprach auch weiterhin zu mir. Und das tat so gut, denn in ihrer Nähe fühlte ich mich schon fast geborgen. Ich kannte ihren Geruch schon gut. Sie ließ mich auch ganz nah an sich heran, so dass ich meine Nase in irgendeinen weichen Stoff bohren konnte. Auf einmal freuten sich alle über irgendetwas. Das war ein kleines Ding mit vier roten Streifen. Das schien sie aufzuheitern. Dann haben sie mit irgendeinem Gerät nach etwas in meinem Körper gesucht, was sie anscheinend nicht gefunden haben.

 

Danach wurden meine Nägel geschnitten. Komisch. Wieso? Und dann bekam ich etwas richtig richtig Leckeres zu essen, was am Ende doch nicht so lecker war. Aber irgendwie juckt meine Haut seitdem nicht mehr. Auch gut.

 

Und dann prasselte warmes Wasser auf meinen Körper. Das hat mir zuerst ganz und gar nicht gefallen, weil das Wasser irgendwie so laut war. Nie habe ich so lautes Wasser gehört. Als ich mich gerade währen wollte, wurde ich mit einem ganz komisch riechenden Zeug massiert. Oh, mein Gott! War das gut! So etwas habe ich noch nie erlebt. Zwar war der Geruch fremd, aber irgendwie doch gut. Aber ich bin doch ein Straßenhund. Ich muss stinken! Oder etwa nicht?

 

Danach nahm mich der Engel wieder mit und ich dachte, jetzt kann nur noch das Paradies kommen. Inzwischen habe ich ihr so vertraut, dass ich sie keinen Augenblick aus den Augen ließ. Nicht dass sie verschwindet. Aber das tat sie nicht. Obwohl ich wieder in das schreckliche Auto steigen musste, wusste ich instinktiv, dass ich dem Engel vertrauen konnte. Also ließ ich noch eine Fahrt über mich ergehen. Wieder zurück in die Berge. Aber wohin? Ich will da nicht mehr zurück! Ich will beim Engel bleiben. Aber irgendwie waren es andere Berge. Ich glaube, ganz ganz weit von dort, wo ich früher war.

 

Plötzlich hielten wir an. Das kannte ich schon. Danach kann es nur noch gut werden. Doch dann kamen andere Stimmen. Viel tiefere. Irgendwie kam mir manches bekannt vor. Als ob ich so etwas schon früher gehört hätte. Dann hatte ich wieder sehr große Angst. Ich wusste wieder nicht, was mit mir passieren würde, aber ich ahnte nichts Gutes. Plötzlich lief Wasser aus den Augen des Engels. Wieso? Dann wurde ich in eine schreckliche, kleine Box gesperrt und wurde irgendwohin gebracht. Mein Herz blieb mir fast stehen. Aber hinter mir hörte ich immer wieder die Stimme des Engels. Ich gab die Hoffnung nicht auf. Ich spürte, dass wenn sie in der Nähe ist, bin ich in Sicherheit.

 

Auf einmal bellten unzählige Hunde gleichzeitig. Sehr sehr viele. Sehr sehr laut. Ich wollte das nicht hören. Ich kroch in die Ecke der Box und wollte nur noch unsichtbar und unriechbar sein. Dann wurde die Box irgendwo hingestellt, wo ganz viele Hunde aufgeregt bellten. Alle rannten herum. Es war ein Albtraum. Der Engel versuchte mich zu beruhigen, aber diesmal gelang es ihm nicht. Am liebsten wäre ich gestorben.

 

Dann sagte der Engel den tieferen Stimmen etwas und ich wurde wieder von den lauten Hunden herausgeholt. Ich sah, dass aus den Augen des Engels wieder Wasser lief. Viel Wasser. Warum denn? Was weiß sie, was ich nicht weiß? Auf einmal war ich irgendwo allein. Ganz allein. Halt! Nein. Da war noch jemand. Der Engel. Er hatte mich doch nicht im Stich gelassen. Aber das Wasser lief weiterhin aus seinen Augen.

 

Ich bekam Wasser und Essen. Aber ich wollte weder essen, noch trinken. Ich blieb ganz eng beim Engel und schaute zu ihm hoch. Er sagte wieder etwas zu mir und dann lief noch mehr Wasser aus seinen Augen.

 

Und dann war er weg. Ich bin ganz allein. Und ich habe Angst. Die anderen Hunde bellen die ganze Zeit. Ganz laut. Ich glaube, auch sie haben Angst. Ganz in meiner Nähe sind Katzen. Ich sehe sie, aber sie können nicht zu mir kommen. Sie schauen mich nur neugierig an. Die eine Stimme hat mir ein Bettchen gebracht. Sogar ein Kissen dazu. Aber ich lege mich nicht hinein. Ich warte lieber an der Tür auf den Engel. Denn sie hat mit leiser Stimme etwas gesagt, das mir die Hoffnung gibt, dass sie wiederkommt. Bis dahin warte ich. Auch wenn ich weiß, dass sie inzwischen wahrscheinlich sehr weit weg von mir ist. Schließlich sind wir in dem lauten Auto so lange gefahren. Aber ich gebe die Hoffnung nicht auf. Vielleicht kommt sie doch wieder.

 

Oder ein anderer Engel. Gibt es eigentlich andere Engel? Ich bin jetzt sehr erschöpft. Vielleicht lege ich mich doch ein bisschen hin. Vielleicht kann ich ein bisschen träumen. Von einem anderen Engel? Von einem, der kommt mich abzuholen? Ist so etwas möglich? Wer weiß? Wenn es einen Engel gibt, gibt es vielleicht auch andere. Vielleicht können Engel sogar miteinander kommunizieren und erzählen, dass ich jetzt sehnsüchtig warte. Auf meinen Engel, der mich nie wieder verlässt, der sich um mich kümmert, bei dem ich mich immer in Sicherheit fühle, der mich manchmal auch so schön streichelt. Denn jetzt weiß ich, dass es diese Gefühle gibt. Früher wusste ich das nämlich nicht. Und wenn es einmal möglich war, könnte es wieder möglich werden. Und wenn es so ist, dann verspreche ich: Ich werde der beste und dankbarste Hund der Welt sein, und meinem Engel ganz viel Freude und Liebe schenken werden. Ja, das werde ich. Denn jetzt weiß ich, wie schön es ist, Liebe zu fühlen. Ich glaube, das sind schöne Gedanken. Vielleicht schlafe ich wirklich ein bisschen. Vielleicht träume ich tatsächlich von einem Engel. Und vielleicht holt mich ein Engel hier ab. Bestimmt könnte er den ersten Engel fragen, wo er mich finden kann. Ich gebe die Hoffnung nicht auf!

Gute Nacht Welt! Ich träume jetzt von einer schönen Zukunft.

Wenn du ein Engel bist, rufe mich an!

 +49 174 3007172

Und wenn du das nicht kannst, teile bitte meine Story, damit mein Engel mich finden kann.

Ich warte sehnsüchtig auf ihn.

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